ZF Friedrichshafen AG

Kreislaufwirtschaft als
Zukunftsmodell

Ein Beitrag von ZF Friedrichshafen AG, Gerd Bobermin, Meister

Eine Zukunftsstrategie, die den Namen verdient, setzt einen sorgsamen und verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen voraus. Für ZF, einen der größten Automobilzulieferer der Welt, hat dieses Credo eine große Bedeutung: Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist mit ressourcen- und energieintensiven Produktionsprozessen verbunden, die unter anderem den Einsatz großer Mengen an Stahl, Aluminium und Kunststoffen erfordern.

Deshalb ist sich ZF seiner Verantwortung in Bezug auf eine nachhaltige Ressourcennutzung bewusst und integriert die Kreislaufwirtschaft fest in seine Nachhaltigkeitsstrategie. Dabei verfolgen wir Ansätze, um von der derzeit überwiegend linearen Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft überzugehen, Materialkreisläufe zu schließen und eine zirkuläre Wirtschaft voranzutreiben, in der Wachstum möglichst unabhängig vom Rohstoffverbrauch ist. Das bedeutet: ein Wirtschaftssystem zu fördern, in dem Ressourcen nachhaltig genutzt und Produkte und Materialien nach der Nutzung wiederverwendet oder recycelt werden können.

Zertifiziert nach Cradle to Cradle

Besonders deutlich wird das am Beispiel des ZF-Werks in Bielefeld, das etwa 200 Mitarbeitende beschäftigt und auf die Aufarbeitung von Antriebsstrangmodulen für den weltweiten sogenannten „Aftermarket“, also einen Sekundärteilemarkt, spezialisiert ist. Zum Produktportfolio gehören Kupplungen, Kupplungsscheiben, Ausrücksysteme, Zweimassenschwungräder und Drehmomentwandler. Jeden Tag werden im Bielefelder Werk rund 50 Tonnen Alt-Aggregate sortiert. Das entspricht im Jahr in etwa dem Gewicht des Eiffelturms. Der Standort produziert jährlich rund 120.000 Druckplatten, 100.000 Kupplungsscheiben, 2.500 Drehmoment-Wandler und 45.000 ConAct Ausrücksysteme.

Alle Aufarbeitungsprodukte des Werks sind nach Cradle to Cradle (C2C) zertifiziert, die erste Zertifizierung erfolgte schon im Jahr 2018. Das Ausrücksystem ConAct ist eines der ersten C2C-zertifizierten Produkte mit elektronischen Bauteilen – und macht ZF zu einem der Vorreiter bei der C2C-Zertifizierung komplexer Produkte.

Orientiert an SDG-Kriterien

Die Umsetzung der einzelnen C2C-Kriterien ist technologisch oft sehr anspruchsvoll. Vor allem Produkte aus Kunststoff und Elektronik sind hinsichtlich des Zertifizierungsprozesses sehr komplex. Darüber hinaus orientieren sich die Prozesse im Werk an den SDG-Kriterien Gesundheit, Materialwiederverwendung, Erneuerbare Energien (der Standort läuft seit einigen Jahren zu hundert Prozent auf Grünstrom), Wassermanagement und soziale Verantwortung. Das ist entscheidend, um ökonomische und ökologische Themen gemeinsam zu betrachten. Aktuell werden gemeinsam mit Partnerorganisationen die Weichen für weitere Schritte gestellt.

Werksleiter Jörg Witthöft sieht den C2C-Prozess auch als Chance, die Produkte zu verbessern und Kosten einzusparen. Denn die Materialeinsparung eines aufgearbeiteten Teils im Vergleich zu einem „Neuteil“ beträgt je nach Produkt 50 bis 90 Prozent. Außerdem können je nach Aufarbeitungsprodukt bis zu 90 Prozent der eingesetzten Energie eingespart werden. Somit sind aufgearbeitete Aggregate deutlich günstiger als Neuteile. Witthöft und sein Team arbeiten stetig daran, die Altteilerückholquote zu erhöhen, denn je mehr Altaggregate den Weg nach Bielefeld finden, desto geringer ist die Quote des Neuteileeinsatzes.

Für Witthöft ist es auch unabdingbar, den Kreislauf von Design, Produktion, Nutzung und Wiederverwertung im Rahmen eines zirkulären Wirtschaftsmodells zu schließen, Materialien möglichst lange im Wirtschaftskreislauf zu erhalten und so eine umweltfreundliche, kreislauforientierte und zugleich wettbewerbsfähige europäische Wirtschaft aufzubauen. Das Wissen, das sie im Bereich der Kreislaufwirtschaft aufgebaut haben, teilen Jörg Witthöft und sein Team aktiv im Rahmen von Kongressen, Betriebsbesichtigungen oder Vorträgen. Sie verfolgen das ambitionierte Ziel, Ostwestfalen-Lippe zu einer Modellregion für Cradle to Cradle zu machen.

Jörg Witthöft, Thorsten Krug, Gerd Bobermin (von links)
präsentieren das Cradle-to-Cradle-Produkt ConAct

Foto: ZF Friedrichshafen AG, Standort Bielefeld

Einsparpotenziale im Blick:
Gerd Bobermin, Jörg Witthöft, Thorsten Krug (von links)
vom ZF-Standort Bielefeld

Foto: ZF Friedrichshafen AG, Standort Bielefeld

Im direkten Vergleich:
ein Ausrücksystem links aufgearbeitet und rechts gebraucht

Foto: ZF Friedrichshafen AG, Standort Bielefeld