Werden nun auch Unternehmen zurückrudern und ihre Nachhaltigkeitstransformation auf Eis legen?
Die Entwicklung in den USA wird man beobachten müssen – sie sind schon unter der alten Präsidentschaft im Hoch der Produktion fossiler Energien. In Europa gehe ich zumindest nicht davon aus. Insbesondere familiengeführte Unternehmen engagieren sich schon lange im Nachhaltigkeitsbereich und gehen das Thema häufig aus intrinsischer Motivation an. Genauso ist es bei großen Konzernen, die schon lange auf Nachhaltigkeit setzen, weil sie nur so ihre Finanzierung sichern und ihre Produktionsprozesse optimieren können. Der Trigger, um das Thema in einem breiteren Unternehmensumfeld zu verankern und von der Kür zur Pflicht weiterzuentwickeln, war die Regulierung in Europa. Durch die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) werden Unternehmen jetzt in der Breite erfasst, auch wenn durch die Entwicklungen in der politischen Landschaft in Deutschland mit der Verschiebung des Umsetzungsgesetzes in das nächste Jahr zu rechnen ist. Damit hat das Thema neben der Finanzberichterstattung nochmal einen ganz anderen Stellenwert bekommen.
Viele Unternehmen kritisieren jedoch, dass die Umsetzung der Regulatorik zu aufwändig sei und sie im internationalen Wettbewerb benachteilige. Wie sehen Sie das?
Die aktuelle Regulierung ist in der Tat äußerst komplex und bedeutet einen beträchtlichen Kraftakt für die Unternehmen. Insofern kann ich gut nachvollziehen, dass sie die Regulierung als Belastung empfinden. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg zwei Seiten einer Medaille sind und sich nicht ausschließen, sondern immer zusammen gedacht werden sollten.
Inwiefern?
Durch regulatorische Vorschriften wie die CSRD müssen Unternehmen eine Bestandsaufnahme machen, wie sie in Sachen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung aufgestellt sind. Diese Analyse sorgt für Transparenz. Plötzlich stehen entscheidungsrelevante Informationen zur Verfügung, die Unternehmen für die Steuerung nutzen können. Das gibt ihnen die Chance, sich zu fokussieren und die wichtigsten Steuerungskennzahlen herauszufiltern, an denen sie ihre komplette Organisation, die Vorstandsvergütung, die Steuerung, das Risikomanagement und die Energietransformation ausrichten können.
Wie wird sich das Thema der unternehmerischen Nachhaltigkeit weiterentwickeln?
Schon heute kommt kein Unternehmen mehr an Nachhaltigkeit vorbei und langfristig wird das Thema noch wichtiger werden. Im Moment sind viele Organisationen mit der CSRD so belastet, dass sie sich voll auf die Umsetzung dieser regulatorischen Anforderungen fokussieren müssen und das große Ganze vielleicht etwas aus den Augen verlieren. Aber sobald die Erstjahrestransparenz vorliegt, werden sich die Unternehmen stärker damit beschäftigen, wie sie die erhobenen Kennzahlen für ihre interne Steuerung nutzen können.
Welche Empfehlungen geben Sie Unternehmen, um diese Transformation voranzubringen?
Aus meiner Sicht kommt es zuallererst darauf an, die Unternehmenskultur mit einer nachhaltigen Transformation in Einklang zu bringen und die Belegschaft aktiv auf diesem Weg mitzunehmen. Und mindestens ebenso wichtig ist es, die Umsetzung der Regulatorik so früh wie möglich anzugehen. Je früher man beginnt, desto besser. Gerade bei der aktuellen Flut an regulatorischen Anforderungen beobachte ich häufig, dass Unternehmen zu spät mit der Umsetzung starten und ihnen dann die Zeit davonläuft.
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